SGRAFFITO-TECHNIK

Bei der Sgraffito - Technik geht es darum, zwei Farbschichten übereinander zu legen und dann Teile der oberen Farbschicht aus- bzw. wegzukratzen, solange die obere Farbe selbst noch nicht vollständig getrocknet ist.

Wie kam ich zur Sgraffito-Technik

Ich wollte abstrakte Bilder malen und hab herumexperimentiert. Verwendete dafür schon bemalte Leinwände die mir nicht mehr gefielen. Übermalte sie mit einer Acrylgrundfarbe und dachte mir ich könnte auch Teile des alten Bildes im neuen Bild integrieren..
Ich begann mit verschiedenen Spachteln und einer Gabel abstrakte Muster herauszukratzen, ließ es trocknen und schaute mir dann das Bild von allen Seiten intensiv an um irgend ein Thema, eine Aussage darin zu sehen.
Man sieht natürlich das, was in einem steckt, ich schöpfte sozusagen aus dem Unbewussten und technisch aus dem Darunterliegenden.
Als Psychotherapeutin ist das ja ständig meine Aufgabe, das verborgene Unbewusste sichtbar zu machen.
Und mich beschäftigt unbewusst, wie so viele andere Menschen wahrscheinlich auch, der Krieg in der Ukraine.
Nachdem das was ich mit der Spachtel wieder hervorholte in der Farbe nicht mehr so intensiv ist, arbeitete ich diese Stellen noch intensiver aus, ebenso die Oberfläche. Verwendete teilweise auch Blattgold.
Ich experimentierte, machte viele solche Bilder. Ich kratzte auch viele Blumen mit der Spachtel heraus. Dann fiel mir das Lied ein, "sag mir wo die Blumen sind", hörte mir den Text über Youtube an. Dies motivierte mich dann zu jeder Strophe ein Bild zu malen.

Sag mir wo die Blumen sind ist ein Antikriegslied, das 1955 von dem amerikanischen Songwriter Pete Seeger (damals where have all the flowers gone) geschrieben wurde und 1962 von Max Colpet ins Deutsche übertragen und von Marlene Dietrich das erste Mal gesungen wurde.
Es geht um die Frage, "für welche Zwecke Kriege entstehen."Viele Menschen müssen für Machtkämpfe ihr Leben lassen und dabei bleibt offen, ob die politischen Entscheidungsträger dieser Welt irgendwann verstehen, dass nichts so viel wert ist wie ein Menschenleben.
Die derzeitige Lage in der Ukraine versetzt viele von uns in Schock und Hoffnungslosigkeit.
Die Musik, bzw. Lieder helfen vielen Menschen dabei die Situation in Worte zu fassen und zu verarbeiten. Bei einer Friedensversammlung in Berlin stimmten über 3500 Menschen das Lied von Marlene Dietrich an.
Und meine Methode, das was mich unbewusst beschäftigt, zu verarbeiten ist die bildende Kunst.

Sag mir wo die Blumen sind
Wo sind sie geblieben
Sag mir wo die Blumen sind
Was ist geschehen?
Sag mir wo die Blumen sind Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?

Es wird die Frage nach dem Verbleib der Blumen gestellt. Die Blumen wurden von "unschuldigen" Mädchen gepflückt, also sinngemäß "zerstört".
Dieses Bild sollte eine Blumenwiese darstellen. Es sind nicht mehr so viele Blumen drauf, teilweise nur mehr Blumenstiele, weil sie schon gepflückt wurden. Man sieht auch 2 Schmetterlinge auf diesem Bild.
Viele Pflanzen sind von Schmetterlingen als Bestäuber angewiesen, Sie sorgen dafür, dass wieder neue Blumen blühen.

Sag mir wo die Mädchen sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Mädchen sind
Was ist geschehen?
Sag mir wo die Mädchen sind
Männer nahmen sie geschwind
Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?

In dieser Strophe geht es um den Verbleib der Mädchen.
Die Mädchen wurden wie früher üblich, bereits in jungen Jahren "geschwind" von Männern zur Frau genommen, dies stellt das aprupte Ende der Kindheit dieser Mädchen dar.
Vor dem Krieg ging es auch darum, dass die Fortpflanzung gewährt ist, wenn die jungen Männer vom Krieg nicht mehr zurückkommen.
Heute gehen die jungen Männer zur Samenbank bevor sie in den Krieg ziehen.
Dieses Bild zeigt nackte Mädchen, gerade noch Blumen gepflückt, die von den Männern/Soldaten "genommen" wurden um für Nachwuchs zu sorgen.


Sag mir wo die Männer sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Männer sind
Was ist geschehen?
Sag mir wo die Männer sind
Zogen fort, der Krieg beginnt
Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?

In der 3. Strophe des Liedes verschwinden die Männer, welche auf Grund des beginnenden Krieges zur Armee gingen und zu Soldaten wurden, welche treu für ihr Vaterland gekämpft haben.
Das Bild zeigt schon die in Uniform gekleideten Männer, die einerseits schon mitten im Krieg stehen, teilweise verletzt sind und andererseits mit den Gedanken noch mit ihren blumenpflückenden Mädchen verbunden sind.

Sag wo die Soldaten sind
Wo sind sie geblieben?
Sag wo die Soldaten sind
Was ist geschehen?
Sag wo die Soldaten sind
Über Gräben weht der Wind
Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?


Wie man anhand der bisherigen Strophen bereits erahnen kann, werden auch die Soldaten verschwunden bleiben, dies bedeutet dass sie noch im Krieg sind und viele dort gefallen sind, also niemehr zu ihren Frauen und Kindern zurückkehren werden. In der 4. Strophe wird dies nocheinmal deutlich gemacht.
Dieses Bild zeigt noch ein paar Soldaten die übrig geblieben sind, die jetzt auch wieder ihre Freiheit zurückbekommen.
Die Blumen deuten daraufhin, dass sie mit ihren Gedanken schon zu Hause bei ihren Mädchen sind.

Sag mir wo die Gräber sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Gräber sind
Was ist geschehen?
Sag mir wo die Gräber sind
Blumen wehen im Sommerwind
Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?


Die 5. Strophe ist die vorletzte Strophe des Liedes insgesamt und die letzte Strophe, welche die Reihe fortsetzt. In dieser Strophe sind die Gräber verschwunden. Dies bedeutet, dass viele Jahre vergangen sind und neue Blumen blühen, also neue Hoffnung und Frieden existiert, da der Krieg lange her ist. Mit dieser Strophe könnte das Lied auch enden, jedoch wollte der Verfasser des Liedtextes offensichtlich noch eine Mahnung einfügen, die Fehler der Vergangenheit, welche zu einem Krieg führten, nicht zu wiederholen.
Auf diesem Bild sieht man noch vereinzelte Gräber, die mit Blumen, Gräsern und Herzen überwuchert sind.

Sag mir wo die Blumen sind
Wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Blumen sind
Was ist geschehen?
Sag mir wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?
Ach wird man je verstehen?

Die sechste und letzte Strophe dieses Liedes ist fast identisch mit der Ersten.
Der Unterschied liegt in einer weiteren Wiederholung der Frage "wann wird man je verstehen, sowie der verzweifelten Abschlussfrage "Ach wird man je verstehen", ob die Menschheit jemals aus den Fehlern der Vergangenheit lernen wird.
Dieses Bild zeigt wieder eine Blumenwiese mit einem Windrad.- das Windrad soll bedeuten Vorwärtsgehen, nicht stehen bleiben, vielleicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.